Mit neuer Anmut
Vor knapp 500 Jahren malte der Wittenberger Künstler Lucas Cranach der Ältere (1472–1553) die Traubenmadonna. Für ein Gemälde von solch eindrücklichem Alter ist es ganz natürlich, dass es über die Jahrhunderte altersbedingte Veränderungen erfährt. So entstand ein Craquelé – ein Netz feiner Sprünge, die sich durch wiederholte scharfe Reinigungen zu kraterartigen Furchen ausweiteten. Diese wurden vor bald 100 Jahren mit groben, stark nachgedunkelten Retuschen überdeckt, sodass die Traubenmadonna eine unschöne fleckige Struktur erhielt.
Während vier Monaten entfernte die Restauratorin Barbara Bührer die alten Retuschen und den stark vergilbten Firnis – die Schutzschicht über der Malfläche. Danach retuschierte sie die freigelegten Schäden neu. So erhielt die Traubenmadonna die ihr gebührende Wertschätzung zurück und ihre Anmut kann nun wieder ungestört erfahren werden.
Wissenschaftliche Erkenntnisse mittels eines digitalen Imagings
Um den anspruchsvollen Standards heutiger Restaurierungsprojekte Rechnung zu tragen, wurden mittels eines so genannten digitalen Imagings im Vorfeld der Restaurierung wissenschaftliche Erkenntnisse gewonnen. Die unterschiedlichen bildgebenden Technologien stellen den Aufbau und Erhaltungszustand der Bildmaterialien dar. Die Entnahme von Proben der Retuschen gaben Auskunft über die verwendeten Substanzen.
Diese Voruntersuchungen dienten als Basis für die Vorgehensweise und die sorgfältige Auswahl der zu verwendenden Methoden und Materialien. Nach einem Expertengespräch wurde zusammen mit der Peyerschen Tobias Stimmer-Stiftung als Eigentümerin des Gemäldes der Entscheid für die Restaurierung gefällt. Die Stiftung finanzierte das Projekt.